Blutegeltherapie

Blutegeltherapie für Pferde

Blutegel existieren bereits seit 450 Millionen Jahren. Diese Tiere haben sich im Laufe der Evolution immer wieder erfolgreich an geänderte Umweltverhältnisse angepasst.

Der Mensch setzt die kleinen Helfer bereits nachweislich seit etwa 3.000 Jahren als Heilmittel ein. Die Blutegel wurden erfolgreich in der chinesischen und indischen Medizin eingesetzt, aber auch die Griechen und Römer behandelten damit.

Es wird berichtet, dass kranke oder verletzte Tiere in freier Natur bewusst Gewässer mit Blutegeln aufsuchen, um sich „behandeln“ zu lassen.

Der Egel ist also kein Schmarotzer, sondern ein Symbiont, da er nachweislich die Gesundheit des Wirtstieres verbessert. Der Blutegel sucht sich in der Regel die Körperstellen seines Wirts aus, die besonders warm (entzündlich) und damit gut durchblutet sind. Selbst auf eitrig-entzündliche Stellen setzt sich der kleine Sauger und trägt somit zur Heilung bei.

Das „Geheimnis“ der Egel liegt in ihrem Speichel, der Saliva, den sie während des Zubeißens, des Saugens und später beim Loslassen ausschütten. Die Saliva besteht aus unterschiedlichsten Sekreten, die noch nicht vollständig erforscht sind. Der Speichel ist aber keimfrei, eine Infektion durch den Speichel ist quasi ausgeschlossen.

Die Saliva enthält Hirudin, ein stark gerinnungshemmender Wirkstoff. Es wirkt aber nur kurz und sorgt während des Bisses dafür, dass die Blutgerinnung nicht einsetzt. Das ebenfalls im Speichel enthaltene Calin wirkt länger und auch gerinnungshemmend. Es sorgt für die anschließende Nachblutung der Bissstelle und somit anhaltende Reinigung der Wunde. Außerdem befinden sich leicht antibiotisch wirkende, histaminähnliche und entzündungshemmende Stoffe im Speichel. Die Gesamtheit dieser Substanzen (man geht von 30 – 100 Substanzen aus) macht die Wirkweise der Blutegel aus.

Aufgrund des neuen Tierarzneimittelgesetzes kann ich leider ab 2022 keine Blutegelbehandlungen mehr anbieten. Bitte sprechen Sie mich trotzdem bei Interesse gerne an. Wir finden eine Alternative.

Ich verwende ausschließlich Blutegel der Biebertaler Blutegelzucht. Diese Egel werden speziell für medizinische Zwecke gezüchtet und gehältert.

Eine Blutegelbehandlung kann 1-2 Stunden dauern. Bitte planen Sie hierfür genügend Zeit ein. Die meisten Tiere reagieren im Übrigen sehr gelassen auf die Behandlung. Der Biss ist spürbar, aber kaum schmerzhaft. Das Einspritzen des Speichels kribbelt leicht, als würde man Brennnesseln berühren.

Bitte beachten Sie, dass bestimmte Medikamente, insbesondere solche, die blutverdünnend oder gerinnungshemmend wirken, min. 3 Tage vor einer Blutegelbehandlung abgesetzt werden müssen. Andernfalls kann es zu Komplikationen kommen, z.B. übermäßigem Nachbluten. Deshalb teilen Sie mir bitte vorab mit, welche Medikamente Ihr Tier derzeit bekommt. Ggfs. muss hier Rücksprache mit Ihrem behandelnden Tierarzt gehalten werden.

Außerdem sollten Sie 3 Tage vor der Behandlung keine Pflegemittel, Sprays, Salben, etc. an dem zu behandelnden Körperteil verwenden. Blutegel reagieren sehr empfindlich darauf und beißen dann häufig nicht.

Pro Egelbiss werden bis zu 50 ml Blut gesaugt. Eine vergleichbare Menge an Blut kann danach nochmal abfließen. Die Menge an sich ist nicht viel. Da das Blut aber durch die gerinnungshemmenden Stoffe wie verdünnt wirkt, kann die Nachblutung schlimmer aussehen, als sie tatsächlich ist. Die Nachblutung ist erwünscht und Teil der Behandlung. Diese kann bis zu 36 Stunden dauern, häufig ist sie aber deutlich kürzer, rd. 12 Stunden. Außerdem sorgt die Nachblutung dafür, dass die Wunde sich in der Regel nicht infiziert, da Krankheitskeime heraus gespült werden.

In einem ausführlichen Gespräch vor der eigentlichen Behandlung informiere ich Sie über den Ablauf der Behandlung, zu beachtende Punkte vor und nach der Behandlung sowie über mögliche Nach- und Nebenwirkungen. Mögliche Kontraindikationen besprechen wir ebenfalls ausführlich in unserem Vorgespräch.

In manchen Fällen kommt es vor, dass kein Egel beißen möchte, auch wenn vorher alle wichtigen Punkte beachtet wurden. Da es sich hierbei um Tiere handelt, habe auch ich keine Möglichkeit, sie zu „zwingen“. Es kann am Wetter (zu kalt, zu heiß, zu schwül) oder an sonstigen Gründen (z.B. Sehnenschaden – schlecht durchblutet) liegen. In diesem Fall muss ich aufgrund des Zeitaufwands eine Aufwandsentschädigung von 20,00 € zzgl. Fahrtkosten berechnen.

Mögliche Indikationen:

  • Abszesse
  • Arthrose und Arthritis
  • Bandscheibenvorfall
  • Eitrige oder schlecht heilende Wunden
  • Ekzeme, Hot Spots
  • Entzündungen (akut, chronisch)
  • Gelenkdegeneration, -dysplasie
  • Hufrehe
  • Hufrollenentzündung und Hufknorpelverknöcherung
  • Kreuzverschlag
  • Mauke
  • Sattel-, Gurtdruckstellen
  • Sommerekzem
  • Stollbeulen
  • Gelenkgallen
  • Blutergüsse
  • Hautveränderungen
  • Infizierte Insektenstiche
  • Verletzungen von Sehnen und Bändern
  • Narben
  • Nervenentzündungen
  • Ödeme
  • Stumpfheilung nach Amputation
  • Zeckenbisse